Wer als Amateur 600 oder 800 Euro in eine Spiegelreflexkamera investiert, der hat nicht zu viel Geld, sondern eigentlich zu wenig. Denn am liebsten würde er sich wahrscheinlich eine Profi-Ausrüstung zulegen (Deutschlands Presse fotografiert übrigens derzeit zumeist mit Canon oder Nikon). Dafür reichts vielleicht nicht. Also eine Kamera, die weniger kostet, aber auch fast alles kann, wie die ganz Großen. An diese Fotografen wendet sich Sony mit der neuen Alpha 450.
Die hat - im Gegensatz zu einer Kompaktkamera - schon mal einen CMOS-Chip von gewaltigen 23,5 mal 15,6 Millimetern Größe, das ist fast Kleinbildformat. Vorteil: Die 14,2 Millionen Pixel passen drauf, ohne dass die einzelnen Punkte zu klein werden, das schafft hohe Empfindlichkeit (200 bis 12 800 ISO) und mindert die Anfälligkeit gegen Bildrauschen. Hier sei aber empfohlen, nicht über ISO 800 zu gehen, denn sonst rauscht es doch ein wenig (Bilder sehen "körnig" aus).
Das 6,7 Zentimeter große Display passt sich automatisch der Helligkeit an, der Autofokus (9-Punkt-Messung) ist so schnell, dass die Digitalkamera auch bei Blenden-Priorität noch 5 Bilder pro Sekunde schafft (Zeit-Priorität: 7 Bilder). Und das Zusammenlegen von zwei unterschiedlichen Belichtungszeiten (Auto HDR) soll für einen besonders großen Kontrastumfang der Bilder sorgen.
Gegen zittrige Hände hilft der optische Bildstabilisator (Steady Shot INSIDE), der blitzschnell den Aufnahme-Sensor der Bewegung anpasst, zudem wird Verwacklungsgefahr im Sucher angezeigt. Das funktioniert nicht nur bei den rund 30 Wechselobjetiven, die Sony anbietet, sondern auch bei allen Objektiven von Minolta / Konica mit Alpha-Bajonett, sie sind voll kompatibel.
Gegen Staub auf der empfindlichen Lichtplatte helfen gleich zwei Systeme: Das erste verhindert antistatisch das Anhaften von Partikeln, zudem schüttelt der "Sensor-Shift" Dreck-Partikelchen ab.
Die Belichtungs-Messzelle ist in 40 Waben unterteilt. Es kann - wie es sich für eine Spiegelreflex gehört, punktförmig, mittenbetont oder in verschiedenen Segmenten gemessen werden. Automatische Belichtungsreihen (3 Bilder) sind ebenso möglich wie eine voll manuelle Einstellung, so mag man das. Der Verschluss - auch das zeigt Profi-Ambitionen - deckt den großen Belichtungszeit-Spielraum von vollen 30 Sekunden (plus manuell) bis zu 1/4000 Sekunde ab, was z. B. für Sportaufnahmen unerlässlich ist. Noch einigermaßen schnell ist auch die Blitz-Verschlusszeit von 1/160 Sekunde. Das ist wichtig, um beim Blitzen am Tage (Aufhellblitz) keine Bewegungsunschärfe durch das Nebenlicht zu erhalten. Die Messung für die Blitzhelligkeit erfolgt natürlich ebenfalls durch das Objektiv.
Gespeichert werden die Bilder nicht nur JPEG-kompatibel, sondern auch im DPOF-Format (es werden auch Druck-Anweisungen, z. B. Anzahl der Kopien gespeichert) und im RAW-Format. Letzteres lässt Bearbeitungen ohne Qualitätsverlust zu, braucht allerdings Speicherplatz. Auch dies eine Sache für Fotografe, die nicht nur knipsen.
Zum Speicher: Den bietet Sony zum Glück schon längst icht mehr einzig per hauseigenem Memory-Stick (PRO Duo/PRO-HG Duo) an, die Alpha 450 schluckt auch SD- bzw. SDHC-Speicherkarten.
Eine Video-Funktion fehlt, ebenso ein normaler AV-Ausgang, eine Buchse für HDMI-Mini (Typ C) ist allerdings vorhanden. Der mitgelieferte Akku soll im Betrieb mit Sucher (Display braucht mehr Strom) über 1000 Bilder durchhalten. Das dürfte auch eine Drei-Wochen-Safari überstehen.
Die rund 520 Gramm schwere Kamera misst 137 mal 104 mal 81 Millimeter und wird normal mit 3-fach-Zoom ausgeliefert. Die günstigsten Angebote beginnen bei etwa 500 Euro.
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